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22.10.2020 Kategorie: Gemeinde

Bericht zum Abschluss der Sanierungs

Die „Hütte Gottes bei den Menschen“

Stimmungsvoll eingeleitet von den Jüngsten der Jugendbläser des Emmerstedter Posaunenchors PosEmm unter der Leitung von Stefan Schmicker hat auch das frisch sanierte Gemeinde- und Pfarrhaus gut ein Jahr nach der Instandsetzung der Sankt Petri Kirche eine Krönung, ein Knöpfchen, erhalten. Die goldene Kugel korrespondiert nun mit der Turmspitze auf der Kirche – Ausdruck der Einheit zwischen Kirchgebäude auf dem Kirchberg und Gemeindeleben „Am Lehberge".

Adäquat begrüßte mit dem Psalm 127 „Wenn der Ewige nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen“, der schon bei der Einweihung der Kirche vor 183 Jahren und bei der Wieder-Ein-Weihung im vergangenen Jahr gesprochen wurde, Kirchenvorstand Joachim Scherrieble die kleine aber feine Schar - alle Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter, also die Menschen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement das vielfältige bunte Gemeindeleben Emmerstedts tragen, ermöglichen und verantworten.

 „Wie lieblich sind mir Deine Wohnungen“, so heißt es im Psalm 84, der zur Weihe gebetet wurde. Die Wohnung Gottes findet sich nicht nur im Sakralgebäude und in der Gebetsstätte, sondern ist dort, wo Menschen miteinander wohnen, leben, arbeiten, beten – so auch im Gemeinde- und Pfarrhaus. „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (Epheser2). Wie geht das Haus – so fragte Vakanzpastorin Birgit Rengel – mit Gästen und Fremdlingen um? Wird die Tür offen sein? Und schließlich: Wenn es sich um die „Hütte Gottes bei den Menschen“ handelt (Offenbarung 21), dann wissen wir, dass es einen Ausblick gibt auf ein Haus, das nicht aus Stein gemacht ist.

Mit der Frage „Was nützt das Haus, wenn nicht die Menschen ihm ein Gesicht, Wärme, Lachen, Leben gäben und hoffentlich sagten: Hier ist gut sein?“ hatte der Kirchenvorstand alle Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter gebeten, für die Nachwelt Zeugnis vom sehr vielfältigen, bunten aktuellen Gemeindeleben zu geben und einen Bericht über das jeweilige Wirken zu schreiben.

Wer findet nicht alles eine Obhut unter diesem Dach – im Erdgeschoss viele Musikgruppen, Chöre, Gemeindegruppen von Jung bis Alt, Verwaltung und Pfarr-Büro, Sitzungen des Kirchenvorstandes sowie vielerlei Veranstaltungen für Anlässe, die Freud und Leid in sich bergen, sowie „last but not least“ die Pfarr-Wohnung mit allem, was daran geknüpft ist, in der ersten Etage. Über 21 Botschaften für die Zukunft freuten sich die Anwesenden – fast zu viel für die vergleichsweise kleine Zeitkapsel. Diese rollte Scherrieble ein und fügte sie mit Bauprotokoll, Auflistung aller Gewerke, Firmen und Agierenden sowie Zeitungsberichten und aktuellem Gemeindebrief in die Kugel – dem „Gemeinde-und Pfarrhaus-Knöpfchen“.

Nach der Andacht erläuterte der Vorsitzende des Kirchenvorstands die Arbeiten, Gewerke und die Finanzierung, die notwendig geworden waren, um das Gebäude zukunftsfähig zu machen und die erhaltenswerte Bausubstanz zu sichern. Das Gemeinde- und Pfarrhaus St. Petri kann so seinen Aufgaben als Zentrum für kirchliche und (dorf-)gemeinschaftliche Veranstaltungen auch über den Rahmen der Kirchengemeinde hinaus gerecht werden und Jung & Alt Raum für gemeinschaftliches Leben bieten.

Gefördert durch das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig mit EU-Mitteln in Höhe von knapp 80.000 Euro, von der Landeskirche, der Baupflegestiftung sowie mit beträchtlichen Eigenmitteln der Kirchengemeinde konnten Dacheindeckung und Verschieferung am Turm sowie Sanierungsarbeiten an Mauerwerk und Fenster des Gemeinde- und Pfarrhauses im Gesamtumfang von knapp 240.000 Euro realisiert werden.

Wertschätzung des Alten und Ernstnehmen des Neuen

Bei genauem Hinsehen, freute sich Scherrieble, ist das Gebäude recht beeindruckend, sowohl was die an „ein feste Burg ist unser Gott“ erinnernde Aussage des Baus überhaupt anbetrifft als auch den extrem festen, harten und die zwischenzeitlich fast 120 Jahre überdauernden Außenputz mit großflächigen tiefen Poren - und dann wiederum das fast verspielt wirkende Türmchen ...  – ergänzt durch den Neu-Anbau in den Garten hinein. Die Grundhaltung des Kirchenvorstandes ist geprägt von einer Wertschätzung der Tradition und des von unseren Vorfahren Geschaffenen sowie von Respekt vor der beeindruckenden Architektur des Bauwerks – und doch beeinflusst vom Wissen, dass eigene heutige Vorstellungen von Religion und insbesondere von Gott sich gewandelt haben in den letzten drei bis vier Generationen.

Diese Gedanken von der Gemeinde St. Petri zu Emmerstedt, fußend auf Traditionen und doch gleichermaßen neu, lebendig und bunt, leiteten die Bau-Beauftragten des Kirchenvorstandes Joachim Scherrieble und Karl-Heinz Reppert bei ihren Überlegungen zum konkreten Vorgehen an der zu sanierenden "Hütte Gottes bei den Menschen".

Dabei äußert sich die „Wertschätzung des Alten“ u.a. in umfangreiche Putz-und Riss-Sanierung mit entsprechenden Maurerarbeiten sowie die komplette Reinigung (Sandstrahlen) und Reparatur sowohl des Putzes wie der Sandsteinteile (einschließlich entsprechender Steinmetzarbeiten) und das Ausbohren entsprechender Stahlteile der Fassade.

Das „Ernstnehmen des Neuen“ zeigt sich letztlich im Farbkonzept. Nach Probeanstrichen entschieden sie sich für einen vergleichsweise warmen sandfarbenen Ton, der zurückhaltend den ehrwürdigen Charakter des Gebäudes betont – ergänzt durch zarte lebendige und einladende Farben der Fensterlaibungen im Erdgeschoss sowie bei Türmchen und Türfassung und abgerundet durch malermäßige Überarbeitung des straßenseitigen Zauns sowie die Sanierung der stählernen Kellerfenster.

Ausdruck der positiven Grundhaltung in der Kirchengemeinde sowie des direkten Bezugs – und der Sichtachse! – zur Kirche St. Petri ist die installierte Bekrönung auf dem Pfarrhaus-Türmchen, ein angeordneter Stern und eine goldene Kugel (mit 350 mm Durchmesser) sowie in gebührendem Abstand ein Fahnenblatt mit dem Petrusschlüssel und der Jahreszahl 2020.

Als krönender Abschluss und Freude für die Sinne dient das restaurierte Wappen neben dem Eingang – stehend für „Wertschätzung des Alten und Ernstnehmen des Neuen“.

Allen Beteiligten dankten Kirchengemeinderat und Vakanzpfarrerin mit Freuden und mit dem Psalm 118, 24: “Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“

Dr. Joachim Scherrieble

Beitrag von Dr. Scherrieble